40 Jahre Musikverein „Reißkofel” Trachtenkapelle Reisach
Schon seit jeher war die Ortschaft Reisach auf dem Gebiet der Kultur- und Dorfgemeinschaftspflege tätig. Dies beweist wohl auch, dass vor allem die Theaterlaienspielgruppe und die Sängerrunde Reisach weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt waren.
Die ersten Ansätze einer Musikkapelle bestanden ja Schon vor dem ersten Weltkrieg, welche jedoch infolge der Kriegsjahre stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg begann man sich wieder-Gedanken um den kulturellen Aufbau in der Ortschaft- Reisach zu machen.
So wurde auf Initiative von Herrn Ludwig Adunka der Gedanke, eine Musikkapelle aufzubauen, in die Tat umgesetzt. Die Gründungsversammlung fand am 11. September 1949 im Gasthof Güttersberger statt. Herr Ludwig Adunka wurde dabei zum Obmann des Musikvereines,gewählt.
Für die musikalische Ausbildung und gleichzeitig als Kapellmeister konnte man Herrn Franz Beck aus Tröpolach engagieren. Die Aufbringung der finanziellen Mittel zur Anschaffung von Musikinstrumenten war unter den damaligen Verhält-nissen äußerst schwierig. Die Bauern des Ortes und die Nachbarschaft Reisach zeigten sich sehr aufgeschlossen. Sie spendeten aus ihrem Wald Bäume, die dann von den Mitgliedern geschlägert und verkauft wurden. Dank dieser Hilfe konnten dann die ersten Musikinstrumente angekauft werden. Zum Erlernen der Noten und der Instrumente gehörte sicherlich viel Begeisterung und vor allem Idealismus. Am 7. Mai 1950 trat die Musikkapelle bei ihrem Gründungsfest das erste Mal in der Öffentlichkeit auf. Für die Ortschaft Reisach war dies ein großes und unver-geßliches Ereignis. Gastkapellen aus Weißbriach, Tröpolach, Mauthen, Köt-schach und Maria Luggau waren zu diesem großen Fest gekommen. Den Ehren-schutz für dieses Fest übernahm der damalige Bezirkshauptmann Dr. Friedrich Schwarz. Während einer Feldmesse, die musikalisch von der Musikkapelle Reisach um-rahmt wurde, weihte Pfarrer Alois Lamprecht den Dirigentenstab und die Schärpe des Stabführers. Rund 1000 Festgäste waren zu diesem Gründungsfest gekom-men. Dank der Mithilfe der gesamten Ortschaft wurde dies ein großer Erfolg.
Als einheitliche Kleidung der Kapelle wurden blaue Hemden und Krawatten, dunkle Hosen und schwarze Schuhe gewählt. Die Patenschaft der Musik über-nahmen Frau Maria Wieser und Frau Grete Matweber. Als Gönner und Helfer des Vereines sind weiters Herr Ambros Huber (später Bürgermeister der Gemeinde Reisach), Herr Viktor Achatz, Frau Anna Frank und Frau Kreszentia Stöhr zu er-wähnen. In der Folgezeit wirkte die Musikkapelle immer öfter bei kulturellen Veranstaltun-gen, aber auch bei kirchlichen Anlässen, mit. Daher war es auch notwendig, sich Gedanken über die Anschaffung einer einheitlichen Tracht zu machen.
Unter dem damaligen Obmann und jetzigen Ehrenobmann, Ernst Hohenwarter wurden im Jahre 1951 die ersten Vorbereitungen dazu getroffen. Nach dem Ent-wurf des akademischen Malers Küntzl aus Mauthen und in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Bildungswerk wurde die Tracht entworfen, welche dann in der Schneiderei Albin und Maria Wieser angefertigtwurde. Die dazu benötigten Geld-mittel wurden durch Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft, der Theatergruppe und der Volkstanzgruppe aufgebracht.
Zur Trachtenweihe am 11. März 1952 konnte man wieder Gastkapellen aus dem gesamten Bezirk begrüßen. So manch anderer Musiker beneidete sicherlich die sehr schöne Tracht der Reisacher. Unter Mithilfe der gesamten Bevölkerung ent-stand somit ein bleibendes kulturelles Werk zur Erhaltung des Brauchtums.
Das Aussehen der Tracht wurde durch einen Festprolog von lehrer Josef Warmuth folgend beschrieben:
Grüaß Gott, sog i enk liabe Leut
und donk enk daß es kemmen seits.
A so viel Gsichter sich i do banond
von übroll her, von Ober- und von Unterlond.
Is uns wohl reacht das dös so zohlreich kemmen seits,
und enk mit uns heint richti gfreits.
Weat niembm reien, der do kemmen ist,
wos dös heut sechts und herts, dös gfollt enk gwiß.
A so a Trochtenfest wie i enk sog,
dös siecht der Mensch nit ole Tog.
Schaugs an die Musig do, wie rar banond
die Trocht ist schieng wie es neigste Sunntigwond.
Es Vorbild ist die Hamat gwesen mit ihrar Procht
und grod darnoch hom sie dos Gwandle gmocht.
Dar Janga, der an jeden gfollt
ist grod so grean wie unsar Ebnwold.
Die Ledrhosn, grau wia sie seint,
hobm die Foarb von die Reißkoflwänd.
Und vom Olmschnea der obm es maschte Johr liegt,
hobm die wullan Stutzn die weiße Forb kriegt.
Und die schwarzn Schnollnschueh
passn a zu die Bergla dazua.
Dar rote Brustlotz drunter drinn
hot ebnfolls sein gwissn Sinn.
Gmant ist dar freie Bauernstond
auf eignen Hof im freien Lond.
Und a reachter Bauernbua
trogt zu dar Trocht die reischtane Pfad dazua
und obnauf dar weite Huat
is ben an Wetter zen schermen guet.
So hot holt a jiads Drumm sein gonz gwissn Sinn
und übroll steckt a Stückl Hamat drin.
Die Hamat war Gotl bei unsardar Trocht,
unsere Hamat, unser Kärntn voller Schönheit und Procht.
Der damalige Vereinsausschuß bestand aus folgenden Mitgliedern:
- Obmann: Ernst Hohenwarter
- Obmann-Stvtr.: Rudolf Hohenwarter
- Schriftführer: Josef Schwarz
- Schriftführer Stvtr.: Friedrich Hohenwarter
- Kassier: Albert Jost, Alois Zametter
- Kassenprüfer: Hans Kofler
- Instrumenten- und Gerätewart: Franz Kanzian
In den darauffolgenden Jahren konnte das musikalische Niveau der gesamten Kapelle mit viel Fleiß jedes einzelnen Musikers erheblich verbessert werden. Dazu beigetragen hat wohl auch, der ständige Besuch von Kursen des Kärntner Blasmusikverbandes am Turnersee.
Beim Landesblasmusikertreffen am 6. Juli 1952 in Kötschach konnte unser Musikverein unter zehn Anfängerkapellen beim Wertungsspiel den zweiten Platz erreichen.
Die für das Wirken des Vereines erforderlichen Geldmittel sind zum Teil durch die weit über die Bezirksgrenze hinaus bekannt gewordene „Reisacher Tanzkapelle” erbracht bzw. erspielt worden. Sie sind z.B. beim Villacher Kirchtag, bei Hochzeiten und bei örtlichen Veranstaltungen, aufgetreten.
In der Folge würde bei vielen regionalen Veranstaltungen, aber auch bei Auftritten im Ausland, wie in Italien (Südtirol und Friaul) und Deutschland (Köln, München, Meitingen, Herford, Bielefeld, Prölsdorf), der Bekanntheitsgrad unserer Kapelle erweitert. Mit der bayrischen Werkskapelle „SIGRI” aus Meitingen konnte eine sehr gute Paperschaft geschlossen werden, welche sich durch gegenseitige Besuche und Auftritte verfestigt hat.
Prof. Nilius aus Wien, der im Reißkofelbad öfters auf Erholung war, widmete unserer Kapelle den „Reisacher Marsch”.
Die Stelle des Kapellmeisters übernahm im Jahre 1954 Herr Josef Schwarz, der mit viel Idealismus vor allem für die Ausbildung von Jungmusikern über.Jahr-zehnte hindurch sorgte. Unter dem damaligen Obmann, Herrn Hermann Kofler, wurden im Jahre 1966 die Musikinstrumente von „hoher Stimmung” auf „Normal-stimmung” umgestellt. Als Organisationsleiter bei vielen Veranstaltungen des Vereins in den Jahren 1966 bis 1983 muß man sicherlich Herrn Lorenz Zwenig erwähnen.
Das Gründungsmitglied Hermann Sorger erhielt, wie jedes aktive Mitglied, anlässlich des 50. Geburtstages einen Musiker aus Holz.
Im Jahre 1974 ergriff Herr Rudolf Kanzian die Initiative, ein Festzelt anzuschaffen. Mittels Eigenregie und viel Fleiß der aktiven Musiker konnten die Kosten dafür in Grenzen gehalten werden. Heute stellt dieses Zelt, mit ca. 800 Personen Fassungsraum, eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung für diverse Veranstaltungen im gesamten Bezirk dar.
Die musikalische Leitung des Musikvereines übernahm im Jahre1982 der Musik-lehrer Josef Pflügl. Nach dem Motto: „Wem die Jugend gehört, dem gehört auch die Zukunft”, warb der junge Kapellmeister ständig um den ambitionierten Nachwuchs.
So konnten zum ersten Mal bei der Jahreshauptversammlung am 26.12.1987 zwanzig junge Burschen und Mädchen ihr Können zum Besten geben. Der Erfolg dieses ersten Auftrittes hat alle Beteiligten bestärkt, in dieser Besetzung als Jugendkapelle weiterzumusizieren. Unter dem Namen „Jugendorchester der Musikschule Kötschach-Mauthen” konnte dieser Klangkörper viele Auftritte absolvieren. Dieser Name wurde deshalb gewählt, weil fast ausschließlich alle jungen Musikerinnen und Musiker ihre Ausbildung in der Musikschule Kötschach-Mauthen erhalten.
Durch intensive Winterprobenarbeit war es möglich, am 27. März 1989 im Gemeindezentrum in Kirchbach aus Anlass des 40jährigen Bestandes des Musikvereines ein „Frühjahrskonzert” abzuhalten. Zu dieser Veranstaltung konnte der Ob-mann namhafte Persönlichkeiten aus unserer Gemeinde sowie viele interessierte Musikerkollegen aus dem gesamten Bezirk begrüßen.
Große Sorgen bereitet derzeit dem Musikverein das Probelokal. Es ist viel zu klein und verfügt deshalb über eine schlechte Akustik. Es besteht daher das Bestre-ben, unter Mithilfe der öffentlichen Hand, ein geeignetes Probelokal zu schaffen.
Vereinsobmänner:
- 1949 – 1950 Ludwig Adunka
- 1950 – 1959 Ernst Hohenwarter, seit 1974 Ehrenobmann
- 1959 – 1965 Hans Stöfan
- 1965 – 1983 Hermann Kofler
- 1983 – lfd. Franz Eder